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30/11/2011

 
Analyste: Christiane Bayer
 

Auch in Wiedervorlage eine erfreuliche Begegnung: Gambenmusik von Monsieur de Sainte-Colombe mit Wieland Kuijken und Jordi Savall.

 

Über Monsieur de Sainte-Colombe sind kaum gesicherte biografische Daten bekannt. Weder sein Vorname noch seine Lebensdaten und die Anzahl seiner Töchter oder Söhne sind zweifelsfrei belegbar. Immerhin weiß man, dass auf ihn die Einführung der siebten Gambensaite der französischen Instrumente dieser Gattung zurückzuführen ist und dass Marin Marais zu seinen Schülern zählte. Die Einzigartigkeit seiner Kompositionen macht ihn zu einem großen Innovator der französischen Gambenmusik. Sein kompositorischer Einfluss ist auch bei allen seinen Nachfolgern bemerkbar, da sie seine Art der melodiösen Gesanglichkeit kopieren. Auch sein unerschöpflicher Einfallsreichtum in der Spieltechnik etabliert sich als Maß aller Dinge, an dem sich Marais, Couperin, Forqueray und d‘Hervelois orientierten.

 

Zu seinen bedeutendsten Werken zählen die neun Duos für zwei Gamben, die nicht näher datierbar sind. Die mit ‚Concert‘ betitelten Stücke sind hoch komplexe, polyphone Tanzsuiten, in denen die Stimmen der beiden Bassgamben in virtuoser Vollendung umeinander kreisen. In den Jahren 1976 und 1992 spielten Jordi Savall und Wieland Kuijken die Kompositionen für das Label Astrée ein. Diese Aufnahmen sind nun in einer überarbeiteten SACD-Version auf zwei CDs bei Savalls Alia Vox wiederaufgelegt worden, so dass man Sainte-Colombes Klang-Miniaturen neu entdecken kann. CD 1 enthält die Werke 'Bourrasque', 'Le Raporté', 'Le Retour', 'Tombeau les Regrets' und 'La Dubois'. CD2 präsentiert die Concerts 'La Conférence', 'Le Raporté', 'Le Tendre' und 'La Rougeville' sowie das einsätzige Concert 'Le Figuré'.

 

Wieland Kuijken und sein ehemaliger Schüler Jordi Savall bilden ein perfektes Duo, das die Musik einfühlsam und sensibel darbietet. Die von ihnen verwendeten historischen Instrumente aus dem späten 17. und frühen 18. Jahrhundert besitzen einen großen Klangreichtum, der es den beiden Interpreten ermöglicht, wunderbar gesanglich und harmonisch zu agieren. Sie gehen mit traumwandlerischer Sicherheit aufeinander ein und wissen genau, wie und wo sie Akzente setzen können. Sie führen ihre Hörer behutsam durch die verwinkelten Klangwelten Sainte-Colombes. Manchmal liegt etwas zu viel Hall auf den Aufnahmen, was wohl der Akustik der romanischen Kirche Saint Lambert des Bois geschuldet ist. Der dunkle, nicht sehr obertönige Klang der beiden Instrumente geht dadurch in einigen Momenten in einer leicht diffusen Klangwolke unter, wodurch die Klarheit der Interpretation leidet. Ansonsten erweisen sich die beiden Musiker Kuijken und Savall als ideale Ausführende für die Musik des großen Gambenvirtuosen Sainte-Colombe, da sie den innigen Duktus der Kompositionen mit Leben füllen. Beide Stimmen stehen ausgewogen und gleichberechtigt nebeneinander. Die reichen Triller und Verzierungen wirken organisch aus dem musikalischen Kontext entwickelt. Kantabel verweben sich die Klänge des Duos zu einem dichten Klangteppich mit opulenter Ornamentik. Somit sei die Doppel-CD allen empfohlen, die sich gern an Gambenmusik erfreuen, da die Aufnahmen trotz ihres beträchtlichen Alters nichts an ihrer musikalischen Schönheit eingebüßt haben.


 
 

 

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